Artur Fürst / Alexander Moszkowski
Das Buch der 1000 Wunder
Artur Fürst / Alexander Moszkowski

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69. Sperr-Vorrichtungen am Tierkörper

Quelle: Dr. Richard Hesse: »Der Tierkörper als selbständiger Organismus«, erster Band des Werks: »Tierbau und Tierleben in ihrem Zusammenhang betrachtet« von Dr. Richard Hesse und Dr. Franz Doflein. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin, 1910.

Aus eigenen Erfahrungen wissen wir, daß es viele Mühe kostet und rasch zur Ermüdung führt, wenn man einen Muskel lange in derselben 97 zusammengezogenen Lage halten will. Wo daher bei Tieren infolge ihrer Lebensgewohnheiten Muskelkontraktionen von beträchtlicher Dauer üblich sind, findet man Hilfskonstruktionen in ihrem Bau, die eine Entlastung der Muskeln gestatten. Die Ähnlichkeiten mit mechanischen Konstruktionen von Menschenhand sind nicht zu verkennen.

Eine solche Einschnappvorrichtung befindet sich z. B. am Bein des Storchs und gestattet ihm, Unterschenkel und Läufe gegeneinander festzustellen, so daß er, auf einem Bein ruhend, schlafen kann, ohne zu dessen Streckung seine Muskeln, anzustrengen. Den aufgerichteten Stachel des Stichlings vermag man durch Druck gegen seine Spitze nicht umzulegen, da ein kleines Knöchelchen, das mit dem Stachel durch ein Band verbunden ist, sich beim Aufrichten selbsttätig unter dessen Basis schiebt. Das Umlegen des Stachels wird dadurch in gleicher Weise verhindert, wie ein Fensterflügel durch ein eingeklemmtes Holzstück offen gehalten wird. Der Stachel kann nur niedergelegt werden, wenn das Sperrknöchelchen zurückgezogen wird, was das Tier durch einen besonderen Muskel bewirkt.

Auch das Feststellen der gekrümmten Krallen von Vögeln, die auf Baumästen schlafen, geschieht mit Hilfe einer Sperrvorrichtung in Form von aufeinandergepreßten Reibeflächen, die durch das Körpergewicht beim tiefen Niederducken belastet werden.


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