Artur Fürst / Alexander Moszkowski
Das Buch der 1000 Wunder
Artur Fürst / Alexander Moszkowski

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Zahlenwunder

123. Reihenwunder

Die Fabrik von A. Borsig hat bis zum Anfang des Jahres 1916 rund 9700 Lokomotiven fertig gestellt. Bildete man aus diesen Maschinen mit Tendern einen zusammenhängenden Zug, so würde er, da eine Lokomotive mit Tender durchschnittlich 11 Meter mißt, 106 700 Meter lang sein, also über eine Strecke von Berlin bis hinter Neu-Strelitz reichen. Die Gesamtzahl der Pferdestärken, die diese Maschinen zu leisten vermögen, beträgt 6 Millionen PS. Würde man eine so große Zahl von Pferden in einer Doppelreihe hintereinander einspannen, so also, daß immer zwei Pferde nebeneinander stehen, so würde dieses Riesengespann rund 5 250 000 Meter lang sein, ungefähr gleich der Entfernung von Lissabon über Madrid, Paris, Berlin und Petersburg bis zum Ural. Dabei ist aber zu bedenken, daß ein Pferd bei weitem nicht imstande ist, auf die Dauer eine technische Pferdestärke zu leisten.

Von der berühmtesten deutschen Flügel- und Pianinofabrik C. Bechstein in Berlin sind bis zum Jahre 1916 rund 52 000 Flügel und 59 000 Pianinos geliefert worden. Die Flügel der Länge nach und die Pianinos der Breite nach aneinander gereiht würden zusammen eine Strecke von 210 000 Metern bedecken, entsprechend der Entfernung von Berlin bis Stralsund in der Luftlinie. Jeder Flügel mittlerer Größe enthält durchschnittlich 227 Meter Stahldraht und 9½ Meter Kupferdraht, was für die Flügel allein eine Gesamtsaitenlänge von über 12 Millionen Metern, für die Pianinos allein eine Gesamtsaitenlänge von 13 Millionen Metern ergibt. Sämtliche Saiten hintereinander ausgespannt, würden also einen metallischen Faden von 25 000 Kilometern Länge ergeben, das ist fast das Doppelte des Erddurchmessers.

Eins der großen Berliner Weltblätter mit einer Auflage von ½ Million Exemplaren gebraucht für eine gewöhnliche Morgenausgabe am Wochentag durchschnittlich 130 Rollen Druckpapier, deren Papierlänge zusammen 1 170 000 Meter beträgt. Für eine Sonntagsausgabe in der Weihnachtszeit werden etwa 270 Rollen mit einer Gesamtpapierlänge von 2 400 000 Metern 182 verbraucht, was der Entfernung von Berlin bis Gibraltar entspricht. Die Länge des in einem Jahr verbrauchten Papiers von Seitenbreite ist 400 000 Kilometer. Damit kann man den Äquator 10 Mal umwickeln. Die Abendausgabe von 250 000 Exemplaren wird auf 22 Maschinen in rund zwei Stunden ausgedruckt. Es werden also in jeder Minute 2000 Zeitungen (Hauptblatt und zwei Beiblätter von je vier Seiten), in jeder Sekunde 33 Zeitungen fertiggestellt.

Eine Durchschnittsnummer der »Times« umfaßt, nach Buchstaben gemessen, einen Drucksatz von der Größe eines Bands Schiller in der Cottaschen Ausgabe.

Als der Besitzer der »Times« seine Tochter verheiratete, schenkte er ihr als Mitgift das Erträgnis einer einzigen Inseratenspalte seiner Zeitung. Es wurde damals festgestellt, daß diese Mitgift reicher war als die irgend einer Prinzessin aus dem englischen Königshaus.

Die 84 Seedampfer des Norddeutschen Lloyd in einer Fahrzeuglinie verbunden, würden einen Ponton von 12 Kilometern Länge ergeben, auf dem man die Meeresstrecke von Greifswald nach Rügen trockenen Fußes überschreiten könnte. Ein solcher Ponton aus den 194 Seedampfern der Hamburg-Amerika-Linie zusammengestellt, wäre gar 19 Kilometer lang.

Die Schiffe des Lloyd haben während des Jahres 1913 auf ihren Fahrten 6 300 000 Seemeilen zurückgelegt. Wäre es ihnen möglich gewesen, ständig auf der Äquatorlinie zu dampfen, so hätten sie diesen Kreis insgesamt 292 Mal umfahren können. Die Hapag-Schiffe würden mit 8 986 000 Seemeilen oder 16 642 000 Kilometern den Äquator 415 Mal umkreist haben. Läge dem Norddeutschen Lloyd statt seiner irdischen Aufgabe die Beförderung der Reisenden von unserm Planeten nach dem Mond ob, so hätte er mit der von seinen Schiffen zurückgelegten Meilenzahl im Jahre 1913 15 Fahrten nach dem Mond und wieder zurück zur Erde veranstalten können. Die Suezkanal-Gesellschaft hätte allerdings eine solche Linienverlegung nicht gern gesehen; denn ihr wären, da die Reise Erde–Mond ja ohne Benutzung des ihr gehörigen Gewässers zurückgelegt werden kann, im genannten Jahr 4 Millionen Franken Kanalgebühren entgangen, die der Norddeutsche Lloyd für 104 Durchfahrten seiner Schiffe in beiden Richtungen bezahlt hat.

Für die appetitanregende Wirkung der Seeluft zeugt die Tatsache, daß der Norddeutsche Lloyd im gleichen Jahr für 26 Millionen Mark Proviant verbraucht hat; darunter hat er allein 8½ Millionen Mark für Fleischwaren ausgegeben, 3 Millionen Mark für Fische. Seine Passagiere haben 6 600 000 Pfunde frisches Rindfleisch, das ist eine Herde von 22 000 Rindern, verspeist, ferner 183 7 800 000 Eier. Aber auch die Maschinen der Dampfer waren nicht weniger hungrig. Sie verbrauchten im selben Jahr 1 800 000 000 Kilogramm Kohle im Werte von 31 Millionen Mark. Die Hapag verheizte im gleichen Zeitraum für 38 Millionen Mark Kohlen.

In den neuen Dampfer des Norddeutschen Lloyd, den »Columbus«, der mit seinen 35 000 Tonnen das größte Schiff der Gesellschaft ist, wird zur Ausrüstung der Passagierräume eine so große Menge von Hölzern eingebaut, wie sie einem Wald von 6000 Baumstämmen entspricht, in dem jeder Baum eine Dicke von 30 Zentimetern und eine Höhe von 10 Metern hat.


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