Artur Fürst / Alexander Moszkowski
Das Buch der 1000 Wunder
Artur Fürst / Alexander Moszkowski

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230. Das Ende der Alpen

Quelle: »Münchner Allgemeine Zeitung«. Z.

„Die Aare führt jährlich 135 000 Kubikmeter Geröll zur Ebene, in den Brienzer See, hinab, dessen Lage sich infolge dessen fortdauernd verschiebt. Man hat berechnet, daß ein Zeitraum von 14 000 bis 15 000 Jahren nötig war, um das Seeufer von der Felsenschwelle des Kirchet bei Meiringen, an die der See einst heranreichte, bis zu seiner jetzigen Lage zu verschieben, und daß noch 35 000 bis 40 000 Jahre nötig sein werden, um das 5,17 Kubikkilometer messende Becken des Brienzer Sees durch die Geröllmassen der Aare auszufüllen.

Das Geröll, das die Aare dort mit sich führt, hat sie natürlich von den Berghöhen, von denen sie herabkommt, losgerissen. Von jedem Quadratkilometer im ganzen Quellgebiet der Aare oberhalb Meiringen werden jährlich 250 Kubikmeter Gestein weggenommen und zu Tal geführt. Damit werden die Berge des Reußgebiets in 3333 Jahren um einen Meter erniedrigt.

Da nun die Quelle der Aare 2260 Meter hoch liegt, so würden die Aare-Gletscher in 7 532 580 Jahren abgetragen und der Ebene gleichgemacht sein. Der letzte Felsblock der stolzen Alpen würde, diesen Maßstab zu Grunde gelegt, in 10 Millionen Jahren, zu Sand zermalmt, im Meer versinken.

Und das ist nicht etwa nur eine phantastische Kalkulation, sondern das tatsächliche künftige Schicksal der Alpen, wenn man sich auch immerhin über die Zeit seines Eintritts leicht um ein paar Millionen Jahre verrechnen kann. In unserm Schwarzwald sehen wir die vernichtende Kraft des nagenden, gefrierenden und wieder auftauenden Wassers schon deutlich in Erscheinung treten. Der Schwarzwald war, wie geologisch einwandfrei festgestellt ist, einst ein Hochgebirge, das den Alpen an Höhe nicht nachstand. Nun ist er bereits so weit abgetragen, daß seine Berge nur noch verhältnismäßig bescheidene Erhöhungen sind.”


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