Artur Fürst / Alexander Moszkowski
Das Buch der 1000 Wunder
Artur Fürst / Alexander Moszkowski

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34. »Gekochte« Menschen

Quelle: Felix Linke: »Ist die Welt bewohnt?« Verlag von J. H. W. Dietz Nachf., Stuttgart, 1910.

Nach dem heutigen Stand unseres Wissens haben wir anzunehmen, daß das organische Leben an die Eiweißsubstanz gebunden ist. Die Temperatur, in 52 der sich ein lebendes Wesen befindet, darf nicht so hoch steigen, daß das Eiweiß gerinnt. Dann hört das Leben sofort auf. Seltsam ist es nun, daß die Natur die Normalwärme des menschlichen Körpers in recht bedrohliche Nähe der Gerinntemperatur des Eiweißes gelegt hat. Es muß wohl gerade innerhalb dieses Gebiets der günstigste Nutzeffekt der Körpermaschine erzielt werden können. Bei einigen 40 Grad beginnt das Eiweiß bereits zu gerinnen, und der menschliche Körper, der gewöhnlich 37 Grad hat, kann sich in so vorzüglicher Weise nur dadurch erhalten, daß er außerordentlich wirksame Einrichtungen zur Regulierung der Wärme besitzt.

Befindet man sich in besonders warmer Umgebung, so geht die Zahl der Herzschläge sofort herab. Die Blutzirkulation im Innern des Körpers wird sehr stark verringert, das Blut pulst größtenteils nur noch durch die Außengebiete des Körpers, und reichlicher Ausbruch von Schweiß, der an der Hautoberfläche verdunstet, sorgt für Abkühlung. Jeder weiß, daß bei feuchter Luft im heißen Sommer diese Abkühlung durch verdunstenden Schweiß nicht besonders stark ist, wohl aber bei großer Trockenheit der umgebenden Luft.

Wie weit unter solchen Umständen eine Wärmeentziehung möglich ist, wird durch ein wunderbares Beispiel erläutert, das Ranke in seinem großen Werk über den Menschen erzählt. Danach ist die Hitzebeständigkeit des menschlichen Körpers weit größer, als man im allgemeinen anzunehmen geneigt ist. Berger und de la Roche vermochten nämlich in trockener Luft von 100 bis 127 Grad 8 bis 16 Minuten lang auszuharren. Der Versuch brachte ihnen keinerlei Schaden, ja ihre Organe arbeiteten so ausgezeichnet, daß die Wärme im Innern ihres Körpers nicht über die Normaltemperatur hinausging, obgleich doch die Umgebung weit über die Siedehitze des Wassers erwärmt war.


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