Artur Fürst / Alexander Moszkowski
Das Buch der 1000 Wunder
Artur Fürst / Alexander Moszkowski

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Wunder der Erde

218. Milliarden Jahre sind wie ein Tag . . .

Quelle: Svante Arrhenius: »Die Vorstellung vom Weltgebäude im Wandel der Zeiten«, aus dem Schwedischen übersetzt von L. Bamberger. Akademische Verlagsgesellschaft m.b.H., Leipzig, 1908.

Die Frage nach dem Gesamtalter der Erde können wir nicht beantworten. Es hat auch keinen Wert, sich auf Schätzungen einzulassen, da man sofort zu so hohen Zahlen kommt, daß sich dabei nichts rechtes mehr denken läßt. Auch die Dauer der einzelnen Erdperioden in Jahren anzugeben, führt zu keiner Vorstellung. Wohl aber bekommt man ein Bild, wenn man eine kürzende Vergleichung anwendet, wie das Ernst Haeckel getan hat.

Er setzt die ganze Entwicklung der Erde von der Zeit an, wo sie sich aus dem Nebelfleck zu einem weißglühenden Stern umgebildet hatte, bis jetzt auf 24 Stunden an. Die Bildung des weißen Sterns soll gerade um Mitternacht erfolgt sein. Dann hat die Erde sich zum gelbfarbigen Stern um 4 Uhr 6 Minuten morgens abgekühlt. Nur noch als roter Stern glüht sie von 7 Uhr 54 Minuten ab. Die Krustenbildung dauert von 8 Uhr 39 Minuten bis 11 Uhr 55 Minuten, der Ozean schlägt sich um 2 Uhr 49 Minuten nachmittags nieder. Das Leben beginnt mit seiner Urzeit (Archaikum) frühestens abends 6 Uhr 32 Minuten, das Altertum des Lebens (Paläozoikum) fängt um 9 Uhr 49 Minuten an, das Mittelalter (Mesozoikum) nachts 11 Uhr 42 Minuten, die Neuzeit (Känozoikum) um 11 Uhr 55 Minuten 27 Sekunden.

Das Auftreten des Menschen würde nur 55 Sekunden vor Mitternacht erfolgen! Bevor also der Mensch auf Erden erschien, war selbst das organische Leben schon Riesenzeiträume vorhanden, denn es ist nach dieser Rechnung etwa 360mal so alt wie der Mensch.

Um nun wenigstens eine Zahl für die ungeheure Dauer der einzelnen Perioden zu geben, sei mitgeteilt, daß auf verschiedenen Wegen das Alter der Quartärzeit, während deren der Mensch auf Erden wandelt, ziemlich übereinstimmend auf 500 000 Jahre errechnet worden ist. Dem gegenüber – also den kurzen 55 Sekunden der auf 24 Stunden angesetzten Erdentwicklung – ist wieder die Zeitdauer der geschichtlichen Periode der Menschheit verschwindend gering. Unsere ältesten geschichtlichen Nachrichten, diejenigen über die Priesterkönige von 305 Girsu in Südbabylonien gehen nur etwa 7000 Jahre hinter die Neuzeit zurück. Die Überlieferungen aus den ersten 3000 Jahren sind zudem noch äußerst dürftig.

Ein frommer Mann, der englische Bischof Usher, war dagegen, wie Snyder in seinem Werk »Die Weltmaschine« erzählt, noch zur Zeit Shakespeares an Hand der jüdischen Erzählungen der Meinung, daß die Welt 4400 Jahre vor unserer Zeitrechnung in der ersten Januarwoche erschaffen worden sei. Man kann seine Berechnungen noch heute in englischen Bibeln gedruckt finden. Die ältesten Gegenstände, die sicher durch Menschenhand bearbeitet wurden, sind aber schon 100 000 Jahre alt. Bischof Usher dürfte sich also um eine Kleinigkeit, um ein paar Milliarden Jahre, verrechnet haben.


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