Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Zweiter Teil. Wanderjahre
Max Eyth

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153.

Sonntag.

Zum erstenmal wieder auf, an einem vernünftigen Tisch.

Auch hab' ich den Kopf nicht mehr verbunden. Die gut geschlossene Wunde wird nur noch alle Tage ein paarmal gewaschen.

Das Morgenkopfweh nimmt sichtlich ab. Doch ist das Gefühl, daß ich etwas im Kopf habe, noch nicht ganz verschwunden, obgleich keineswegs schmerzhaft. Der Feldscher – nach seiner Art – empfiehlt große Vorsicht, sagt aber nicht, wie dies anzugreifen sei.

Dagegen will er sich nichts aus meinem Knie machen, das mir sehr unbequem wird. Äußerlich ist nichts zu sehen. Mit dem Bein in gebogener Lage ist es vollständig schmerzlos und bewegungsfähig. Aber strecken will sich's nicht lassen über einen gewissen Winkel hinaus, so daß der Fuß heute um vier Zoll kürzer ist als der andre. Seit gestern habe ich immerhin einen halben Zoll gewonnen.

Das rechte Auge war innerlich nie verletzt, sondern nur zugeschwollen. Dagegen ist meine gute Wiener Brille völlig unbrauchbar. Selbst der Arzt gibt sie auf. In betreff der Verpflegung hätte ich nirgends besser aufgehoben sein können. Es ist, wenn ich mich nicht irre, in solchen Fällen Brauch, seine Haushälterin zu heiraten, solange man noch etwas schwach im Kopf ist. Sie ist eine durchaus achtbare Person, eine gute Köchin und ein edler Charakter, auch ungefähr fünfundsechzig Jahre alt, somit nicht zu jung. Wenn ich nur mein Bein strecken könnte! Denn Haustrauungen sind hier nicht Sitte,


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