Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Zweiter Teil. Wanderjahre
Max Eyth

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40.

Leeds, den 22. Mai 1871.

Die Vorbereitungen auf unser »Landexamen« sind wirklich kein Witz, und jedermann ist glücklich, daß es nur alle drei bis vier Jahre kommt. Die fast fieberhafte Tätigkeit, das Gewimmel in dem rauchenden, rasselnden Bienenkorb sieht sich von außen recht hübsch an. Wer aber ins »Innere der Natur« blickt (was man nie tun sollte, wo es menschelt), der sieht eine andre Seite. Jedermann ist ärgerlich, erbost oder wütend; die Arbeiter fluchen, weil man ihnen bei Tag und Nacht keine Ruhe läßt; die Meister schimpfen, weil sie zwischen dem Druck von oben und unten nicht mehr wissen wo ein und aus; die Werkführer einzelner Abteilungen, die sonst friedlich wie Brüder beisammenwohnen, sind bereit, Gift gegeneinander zu speien; denn jeder sieht jeden Augenblick sein Bereich durch die gewaltsamen Übergriffe des Nachbars bedroht, der den ordnungsmäßigen Lauf der Dinge nicht abwarten kann oder will. An der Spitze stehen ein paar Männer, die mit künstlich gesteigerter Aufregung den Schwarm in Bewegung halten und deren geistige Spannkraft unter der körperlichen Erschöpfung zu erliegen droht. Ich gehöre zu der giftspeienden Klasse. Manchmal ist mir, als müßte ich nach Luft schnappen, nach Schwarzwald- oder Albluft. Aber woher nehmen in dieser Welt voll Rauch und Ruß?


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