Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Zweiter Teil. Wanderjahre
Max Eyth

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45.

Seelowitz, den 18. September 1871.

Die Zuckerfabrik Waghäusel in Baden bekommt nun auch ihren Dampfpflug. Ich gehe heute über Wien dahin ab.

Besorgt mir doch rasch meine Werkchen, in zierlichem Einband. Die Leute haben mich mit einer Freundlichkeit überschüttet, die nicht mit Schweinsleder zurückzubezahlen ist. In ihr Familienfremdenbuch legte ich ein paar Verse, die auf den dampfgepflügten Feldern gewachsen sind:

Kamine rauchen, Säfte steigen
     Geheimnisvoll, bald heiß, bald kalt;
Es zischt der Dampf – ein Zauberreigen,
     Wie's kocht und siedet, gärt und wallt!

Und draußen sproßt's aus Keim und Samen
     Und grünt und reift und rastet nie –
Ringsum ein Bild in mächt'gem Rahmen
     Voll ernster Arbeitspoesie.

Doch schöner als das bunte Regen,
     Das Ihr beherrscht, das Euch umflicht,
Und wunderbarer als der Segen,
     Der ringend aus der Erde bricht –

Und freundlicher ist mir geblieben
     Ein Bild aus dieser kurzen Zeit:
Daß neben Dampf und Rauch und Rüben
     Noch eine andre Welt gedeiht.


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