Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Zweiter Teil. Wanderjahre
Max Eyth

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60.

Wien, den 8. Dezember 1872.

Winterliches Stilleben in Leeds: sausende Feuer, schmetternde Schläge auf Kesselbleche, dumpfes Tosen der Dampfhämmer, Nebel, Rauch und Ruß und übergenug zu tun. Die Fabrik wächst und gedeiht in Länge und Höhe, und die Arbeiter fangen an, etwas bescheidener zu werden. Sie merken, daß, nachdem ihre gesteigerten Forderungen den natürlichen Kreislauf vollbracht haben und sämtliche Bedürfnisse im Preise entsprechend gestiegen sind, sie selbst wenig oder gar nichts gewonnen haben. Daher sind sie im Augenblick ruhig und denken darüber nach. Doch war die stürmische Bewegung des letzten Sommers auch für die andre Seite, für die Herren, nützlich genug. Auch sie müssen gelegentlich daran erinnert werden, daß Kapital und Arbeit ein sehr wankelmütiges Gleichgewicht haben. Diese Dinge sind den Naturkräften näher verwandt, als man annimmt, und haben, wie Wasser, das Streben, ihren richtigen Höhenspiegel zu finden, den ein einseitiger Druck, eine plötzliche, örtliche Welle nie auf die Länge stört. Freilich wird dabei mancher unfreiwillig kalt gebadet und will sich mit allgemeinen Wahrheiten nicht trösten lassen.


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