Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Zweiter Teil. Wanderjahre
Max Eyth

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129.

Maraschesti, den 3. November 1879.

Das letzte Probepflügen bei Boufarik verlief so günstig, als man von einem Probepflügen erwarten konnte, aber Telegramme haben kein Erbarmen. In Sturmeseile mußte ich die schönsten Hoffnungen und die neuesten Pläne zusammenpacken. Algier, Marseille, Genua, Venedig, Kanischa, Pest und Bukarest liegen nach meinem Gefühl zwischen heute und gestern. In Wirklichkeit waren es neun Reisetage. Eine neue Erde – schwerer Lehmboden –, ein andrer Himmel – in Schneewolken gehüllt, und andre Menschen mit griechischen Namen sind um mich her. Doch höre ich die alten Pfiffe von Maschinen aus Leeds und sehe sie rumänischen Boden aufreißen, wie er nicht aufgerissen worden ist, seit die Welt steht.

Eure lieben Briefe waren geschickter als Ihr, und haben Maraschesti ohne Anstand gefunden. Es ist so schwierig nicht; denn es ist eine Eisenbahnstation zwischen Roman und Galatz und liegt an einer wichtigen Brücke des Sereth, über die unter dem Jubel der Rumänen die russische Armee ins Land gezogen kam und unter ihrem einmütigen Geschimpf wieder zurückkehrte. – Morgen schon ziehe ich weiter, um von Bukarest aus ein andres Gut zu besuchen, das, vor Eisenbahnen und Dampfschiffen geschützt, irgendwo in der rumänischen Wildnis liegen soll. Eine schöne Aussicht bei diesem Wetter, nach der Sonne und dem blauen Himmel Algiers! Dann aber geht's nach Leeds zurück, wie eine Biene beladen mit dem wunderlichsten Honigseim aus den wunderlichsten Blumen Halbafrikas und Halbasiens. In Ulm gedenke ich mich verstohlenerweise wenigstens zwölf Stunden aufzuhalten. Die algerischen Arbeiten machen meine Anwesenheit in England dringend notwendig; sonst müßte ich nicht nach Stunden rechnen.


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