Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Zweiter Teil. Wanderjahre
Max Eyth

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84.

Wischkowski (Vorwerk von Stawischtsche), den 18. Oktober 1874.

Briefe kommen und gehen von hier mit erstaunlicher Unregelmäßigkeit. Man wird es müde zu schreiben, wenn sich der Postschalter als eine Art Danaidenfaß erweist.

Ich hatte indessen viel und wilde Arbeit. Es handelte sich um Dampfpflugmaschinen, die mit Stroh geheizt werden müssen, dem einzigen Brennmaterial, das hierzuland in Masse und billig zu haben ist. Die letzte Woche brachte endlich die Entscheidung und einen vollständigen Sieg des Prinzips. Die Form des Dampfpflugs für Rußland ist nun gegeben; in Einzelheiten fehlt allerdings noch manches.

Seit einigen Tagen ertrage ich denn auch die Beschwerden meiner Pionierarbeit mit wahrem Vergnügen. Meine Kleider sind zwar sämtlich in einen bedauernswerten Zustand geraten. Meinen Plaid habe ich verloren und meinen Überzieher hat eine dankbare Bevölkerung gestohlen. Gestern habe ich mir bei allzu gründlicher Beobachtung der neuesten Art der Strohfeuerung das Haar verbrannt, so daß ich als Vogelscheuche brauchbar wäre. Es ist ein wahres Glück, daß ich hier auf dem Vorwerk wenigstens der reizenden Gräfin aus dem Weg gehen kann. Aber was tut das alles, seitdem der Dampfpflug im Feld hin und her spaziert, ohne etwas andres zu verbrennen als Stroh, das nichts kostet, und die Haare eines Ingenieurs; die ebenfalls nie einen erklecklichen Marktwert besaßen.


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