Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Zweiter Teil. Wanderjahre
Max Eyth

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28.

Leeds, den 13. August 1870.

Die Zeiten sind aus allen Fugen, und die Weltgeschichte überstürzt sich. Wer hätte gewagt zu hoffen, was wir in den letzten Wochen erlebt haben? Entspricht das Ende dem ruhmvollen Anfang, so steht Deutschland für das nächste Jahrhundert da, wo es hingehört: an der Spitze Europas. Ein solches Ziel hätten wir doch nie erreicht ohne 66. Auch meine engsten Landsleute mögen dies heute fühlen. Aber eine Woche nach dem Friedensschluß, der, so Gott will, nicht mehr zu ferne ist, werden Stimmung und Widerstreben wieder die alten sein, »'s liegt a Klötzle Blei glei bei Blaubeuren.«

Die Engländer tun jetzt, was man vernünftigerweise von ihnen verlangen kann: Sie leugnen, daß sie für Frankreich Patronen machen, und betonen scharf, daß sie von seiten Preußens eine Bestellung auf 40 000 Leintücher angenommen haben. Was wollt Ihr mehr? Erst kürzlich haben auch die Deutschen in Irland Pferde geholt. Von uns wurden vor zehn Tagen zwei Dampfpflugmaschinen an die preußische Regierung verkauft, die zum Transport schwerer Geschütze dienen sollen. Daß auch nach Frankreich vieles Ähnliche geht, versteht sich. Ich schimpfe deshalb meinen englischen Freunden gegenüber, wie sich's für einen Deutschen geziemt; unter uns jedoch dürfen wir wohl auch die andre Seite der Sache berücksichtigen.


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