Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Zweiter Teil. Wanderjahre
Max Eyth

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71.

Wien, den 11. Oktober 1873.

Es geht mir ganz gut im Strudel der absterbenden Ausstellung, trotz der unvermeidlichen, aber etwas übereilten Rückversetzung nach Wien und einer Anwandlung von Cholerine, die inmitten der Cholerazeit nichts überraschendes hat. Macht Euch keine Sorgen. Sorgen sollte man sich überhaupt nie über Dinge machen, die man gehen lassen muß, wie Gott es will.

Vorgestern habe ich einen Pflug an die Thurn und Taxissche Verwaltung nach Kroatien, einen zweiten nach Regensburg verkauft. Damit wäre der Anfang auch in Bayern gemacht, wie dies in Baden und Hessen schon geschehen ist. Nur Württemberg, meine teure Heimat, steht noch auf Null. Im ganzen Deutschen Reich sind heute etwa neunzig Apparate tätig, die meisten in den Rübendistrikten, wo eine tiefe Bearbeitung des Bodens notwendig ist und wo der industrielle Betrieb der Wirtschaften eine richtige Auffassung der Sache angebahnt hat. Das wachsende Bedürfnis wird schon nachhelfen überall, wo große Güter vorhanden sind, oder wo man schließlich die Kunst erlernt, sich zu vereinigen, oder endlich, wo das Mietsystem sich einbürgert wie in England. Dort pflügen heute über hundert Gesellschaften zur Miete, von welchen einzelne mehr als zwanzig Dampfpflüge beschäftigen. Die Tatsache steht fest, daß die Bodenbearbeitung durch Dampfkraft ein gelöstes Problem ist. Darauf muß sich weiterbauen lassen, wenn dabei auch manches Luftschlößchen mitunterläuft oder da und dort ein schlecht aufgeführter Bau wieder zusammenfällt.


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