Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Zweiter Teil. Wanderjahre
Max Eyth

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91.

Kiew, den 2. Juni 1875.

Von Stawischtsche unternahm ich eine Rundreise durch die östliche Ukraine, um Land und Leute kennen zu lernen und ihnen die Segnungen der Dampfkultur zu predigen. Stawischtsche, Talnoje, Uman, Schpola, Smerla, Tscherkassy. So weit ging es, nicht ganz ohne Abenteuer, mit Postpferden und russischen Postwagen. Die ersteren sind vortrefflich. Die letzteren sind Leiterwägelchen, mit etwas Stroh geschmückt. Glücklich der, der einen Koffer hat, um darauf zu sitzen. Auf diese Weise legte ich dreihundert Werst zurück und fand drei künftige Dampfpflüger. Von Tscherkassy brachte mich sodann ein Dampfboot den Dnjepr herauf nach Kiew, wo ich seit zwei Tagen meine Glieder wieder langsam in ihre normale Stellung zurückwachsen lasse.

Kiew ist eine wundervoll sonnige, farbenprächtige Stadt. Düster, schmutzig, gedrückt: so denken wir uns alles Russische. Wie grundfalsch derartige hergebrachten Vorstellungen sind, ist mir auch hier wieder einmal klar geworden.


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