Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Zweiter Teil. Wanderjahre
Max Eyth

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10.

Leeds, den 21. März 1869.

Die letzten Wochen mit ihrer wahrhaft wohltuenden geregelten Tätigkeit waren nicht weggeworfen. Es gelang mir, einem neuen Kultivator, der das Dampfpflügen um einen wichtigen Schritt vorwärts bringen wird, mit dem sich aber die Fabrik seit anderthalb Jahren vergeblich abmüht, durch die Einführung eines eigenartigen Vordergestells auf die Beine zu helfen.

Nebenbei regt sich die Tauerei in allen Richtungen. Ich werde übermorgen auf dem Weg nach Dresden sein, aber die Sache kurz machen, wenn es sich nicht nach ein paar Tagen darum handelt, ein Dutzend Schiffe zu bauen und etliche fünfzig Meilen Seil in die Elbe zu legen. Sonst ziehe ich mich wieder in meinen hiesigen Dachsbau zurück. –

Die schlimmste Folge dieses fortwährenden Reisens, namentlich wenn es sich nicht beständig durch den Reiz von neuen Ländern und Völkern frisch erhält, ist das allmähliche Erkalten aller Teilnahme für den Nebenmenschen. Man wird ein einsames Wesen inmitten eines Haufens fünf Fuß langer Ameisen, welche beißend und stoßend sinnlos durcheinander wimmeln, und fühlt, wie mit jedem Tage, trotz des wachsenden Bedürfnisses, die Fähigkeit abnimmt, sich für irgendein einzelnes dieser Geschöpfe lebhafter zu interessieren, die sich alle gleichsehen und kommen und verschwinden wie Eintagsfliegen.


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