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24. Die Sonne und die Frösche

Des Schlammes Kindern hat die Königin der Sterne
Beistand und Schutz von je verliehn:
Krieg, Armut, Ungemach und Not sah nur von ferne
Dies neidenswerte Volk an sich vorüberziehn;
Wohl hundert Orte zählt' es schon zu seinem Reiche.
Das Volk der Frösch' – ich nenn's die Könige der Teiche
(Für kleine Ding' ein großes Wort,
Ist das nicht wohlfeil und alltäglich?)
Lehnt gegen die sich auf, die immer Schirm und Hort
Ihm war und ward schier unerträglich.
Hochmut und Unverstand, schnöder Undank dazu,
Des Glücks mißratne Kinder, machten,
Daß diese Lästigen ein groß Geschrei vollbrachten –
Kein Viertelstündchen hat man Ruh'.
Wollt' man auf ihr Murren hören,
Müßten alle ringsumher,
Groß' und Kleine, gegen der
Schöpfung Auge sich empören.
Die Sonne, meinten sie, richt' alles noch zugrund';
Jetzt gält's, sich schnell zu wappnen und
'nen starken Heerbann auszuheben.
Ging' sie noch weiter, schicke gleich
Quakende Botschaften eben
Man an jeden Staat im Reich!
Hätt' man ihnen glauben sollen,
Müßte sich des Erdballs Rollen
Und die Welt ohn' stillzustehn,
Um vier sumpf'ge Pfützen drehn.

Diese unverschämten Klagen
Dauern fort; doch sollten die
Frösche nicht zu murren wagen,
Und am klügsten schwiegen sie.
Sollt's der Sonn' einmal nicht passen,
Tränkt sie's ihnen gründlich ein;
Und das dürfte wohl der nassen
Republik empfindlich sein!


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