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16. Der Wald und der Holzhauer

Ein Holzhauer zerbrach oder verlor den Stiel
Seiner Axt – ein Verlust, der ihn gar schmerzlich reute;
Ihn zu ersetzen, war nicht allzu leichtes Spiel,
So daß indes der Wald sich ein'ger Schonung freute.
Demütig fleht zuletzt der Mann
Den Wald um einen Zweig nur an;
Er woll' ihn brechen ganz bescheiden,
'nen andern Stiel sich draus zu schneiden.
Er woll' auch anderwärts sein Brot zu suchen gehn;
Die Eichen lass' er und die Tannen ruhig stehn,
Denen ja Alter und Schönheit Achtung verschaffen!
Harmlos gutmütig gab der Wald ihm neue Waffen.
Er hat es bald bereut; der Schurke braucht' in Eil'
Nur das neu hergestellte Beil,
Seinen Wohltäter zu entkleiden
Des schönsten Schmuckes, den er trug.
Der Wald, ach! seufzte oft genug:
Die eigne Großmut schafft ihm Leiden.

Das ist der Lauf der Welt: man nimmt Wohltaten an
Und wendet gegen die Wohltäter selbst sie dann.
Ich sprech' nicht mehr davon. Wenn milde Schattenhallen
So roher Schmach zum Opfer fallen,
Wer klagte das nicht schwer genug?
Ach! mag zum Überdruß darob ich schrein und schreiben,
Stets werden Undank und Betrug
Doch an der Tagesordnung bleiben.


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