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19. Das Orakel und der Gottlose

Den Himmel täuschen kann nur Wahn und Torheit wollen.
Des Herzens Labyrinth birgt im geheimsten Stollen
Nichts, was nicht angenblicks den Göttern offenbar;
Was auch der Mensch beginn', ihr Auge schaut es klar,
Selbst jedes Tun, das Nacht und Schatten decken sollen.

Ein Heide, der sich auf Freigeisterei gelegt
Und an Gott glaubt, nur weil, wie man zu sagen pflegt,
Er's so als Erbteil übernommen,
Hat an Apollo sich gewandt.
Er fragt, im Tempel angekommen:
»Ist lebend oder tot, was ich hab' in der Hand?«
'nen Sperling hielt er, und fest stand
Sein Plan, das Tierchen zu ersticken
Oder sofort es zu befrei'n,
Um eines Fehls den Gott zu zeihn.
Im Augenblick durchschaut Apoll des Mannes Tücken:
»Tot oder nicht« spricht er »zeig' deinen Sperling her
Und stell' mir keine Fallen mehr!
Schwerlich dürft' solche List zum Vorteil dir gereichen;
Ich schaue fern und treff' desgleichen.«


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