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11. Die Fische und der flötende Schäfer

Tircis, der einzig für Annette
Tönen ließ seiner Stimme Sang
Und seine Flöt' – ergriffen hätte
Die Toten selbst ihr süßer Klang –
Sang einst den klaren Bach entlang,
Dess' Welle bunte Wiesen netzte,
An deren Blütenduft der Zephir sich ergetzte.
Indessen sitzt Annett' und angelt; aber, ach!
Kein Fischlein läßt sich sehn im Bach;
Der Schäferin will's heut nicht glücken.
Der Schäfer, dessen Lied wohl schon
So manche Spröde mocht' entzücken,
Wähnt, auch die Fische lock' herbei sein Ton.
Er singt sie also an: »Bewohner der Gewässer,
Laßt eure Nymphe doch in feuchter Grotte! Besser,
Tausendmal schöner lockt euch hier ein reizend Bild.
Der Holden Fesseln sind nicht schwer; grausam erscheinen
Kann sie nur gegen unsereinen,
Euch hegt sie zärtlich, sanft und mild.
Es geht ja nicht an euer Leben;
Ein Weiher nimmt euch auf, klar wie Kristall und rein;
Und sollt' der Köder euch vielleicht bedenklich sein:
Tod von Annettens Hand, kann's etwas Schönres geben?«
Seine Beredsamkeit wirkt wenig nur: die Schar
Der Hörer zeigt sich taub, wie stumm von je sie war.
Tircis predigt umsonst; die Worte, süß und linde,
Verhallen als ein Raub der Winde.
Er legt ein Netz; gleich war's mit Fischen allermeist
Gefüllt, der Hirtin konnt' er sie zu Füßen legen.

Kön'ge, die ihr nicht Schaf-, nein, Menschenhirten heißt!
Durch Überredung wähnt, durch Gründe ihr den Geist
Der blöden Massen anzuregen?
Auf diese Weise, glaubt, erreicht man nicht gar viel;
Versucht es nur auf andern Wegen.
Werft eure Netze aus; Gewalt nur führt zum Ziel.


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