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6. Der Kampf der Ratten und der Wiesel

Wie das Wieselvolk, das feine,
Fast verwandt den Katzen scheint:
Beide sind den Ratten feind.
Würden nicht von diesen kleine
Enge Löcher nur bewohnt,
Wären, glaub' ich von den Tücken
Jenes Tieres mit schlankem Rücken
Sie noch weniger verschont.
Da die Ernt' einst gut geraten,
Macht ihr König Ratapon
Gleich mobil manch Bataillon
Seiner tapferen Soldaten.
Auch der Wiesel kecker Hauf
Pflanzt des Krieges Banner auf.
Wie die Chronik uns verraten,
Schwankt der Sieg bald hier, bald dort,
Und gedüngt an manchem Ort
Ward das Feld mit Heldenblute;
Doch trotz seinem Heldenmute
War fast aller Orten mehr
Im Verlust das Rattenheer.
Wilder Flucht ward es zum Raube,
Ob's den Helden Artarpax,
Psicarpax, Meridarpax
Auch gelang, bedeckt mit Staube,
Aufzuhalten ziemlich lang
Ihrer Feinde Sturm und Drang.
All' umsonst die Heldentaten!
Von dem Glück verlassen, sucht
Nun sein Heil in eil'ger Flucht
Jeder, Feldherr wie Soldaten.
All' die Fürsten traf der Tod.
Der Gemeine schlüpft zur Not
In die Löcher, in die Fugen
Mühlos mit behendem Husch;
Doch die Offiziere trugen
Jeder einen Federbusch
Oder Haarbusch – war's ein Zeichen
Nur für ihren Stand und Rang.
Oder meinten sie, dergleichen
Macht den Wieseln angst und bang.
Dieses ward ihr Untergang.
Viel zu niedrig für die feinen
Herrn war Spalte, Ritz' und Loch,
Während leicht das Volk der Kleinen
In die engsten Höhlen kroch.
Da nun lag im mißgestalten
Chaos der Hauptratten Schar.
Oft liegt im helmbuschumwallten
Haupt für uns die Hauptgefahr.
Ein zu üppig Feldgepränge
Bringt den Zug oft in die Enge
Und verursacht Aufenthalt.
Kleine sind in allen Dingen
Gut dran: sie entwischen bald –
Großen wird's nur schwer gelingen.


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