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10. Der mit Schwämmen und der mit Salz beladene Esel

Ein Eseltreiber trieb durchs Land,
Den Führerstab in stolzer Hand,
Ein Rennerpaar mit langen Ohren.
Der eine – Schwämme trug er – lief wie ein Kurier,
Dagegen schlich das andre Tier,
Als wär als Schnecke es geboren;
Beladen war's mit Salz. Das Wanderkleeblatt lief
Durch Berg und Tal, durch Hoch und Tief,
Bis an ein Wasser sie und eine Furt geraten,
Die etwas schwierig zu durchwaten.
Der Treiber, der die Furt oft zu durchreiten pflegt,
Besteigt den, der die Schwämme trägt,
Und läßt voraus den andern wandeln.
Der will nach eignem Kopfe handeln,
Stürzt in ein Loch, doch kommt heraus
Er wieder bald und – reißt dann aus;
Denn kaum war er fünf Schritt geschwommen,
Da war das Salz ganz pitschenaß,
Es schmolz, und Langohr freut sich, daß
Die ganze Last ihm abgenommen.
Kamrad Schwammträger tut's ihm nach im Augenblick,
Wie dem Leithammel folgt die Herde, Stück für Stück:
Ins Wasser taucht, daß ihn die Last nicht weiter hemme,
Er sich, den Reiter und die Schwämme.
Sie tranken alle drei, und um die Wette schier
Trank mit den Schwämmen Mann und Tier.
Bald waren die gefüllten Schwämme
So schwer, daß mitten in dem Fluß,
Erdrückt von ihrer Last, das Tier versinken muß.
Der Treiber gibt in Todesklemme
Dem Esel schon den Abschiedskuß.
Da naht der Retter. Wer? Das tut hier nichts zur Sache;
Genug, wenn man erkennt: es taugt nichts, daß durchaus
Es einer wie der andre mache.
Eben darauf wollt' ich hinaus.


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