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3. Der Affe als Richter zwischen Wolf und Fuchs

Einst klagt' ein Wolf, man habe ihn beraubt;
Den Nachbar Fuchs, 'nen Herrn von schlechtem Lebenswandel,
Klagt er des Diebstahls an, an den er selbst nicht glaubt.
Es führten vor des Affen Haupt
In eigener Person die zwei Partein den Handel.
Seit Affendenken saß noch nicht
In so verzwicktem Fall Frau Themis zu Gericht.
Der arme Schiedsmann schwitzt auf seinem Richterstuhle;
Doch durch ihr Schreien hin und her
Mit Schwur und Gegenschwur sah er
Daß alle beid' aus guter Schule.
Er sprach: »Ich kenn' euch zwei viel besser als ihr glaubt,
Und straf' euch beide unverhohlen;
Du, Wölflein, klagst, obgleich dir niemand was geraubt,
Du aber, Füchslein, hast trotz alledem gestohlen.«

Der Richter dachte sich: Wenn aufs Geratewohl
Man einen Schurken straft, so tut man immer wohl.


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