Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

14. Die Katze und der Fuchs

Die Katze und der Fuchs, ein nettes Heil'genpaar,
Pilgerten einstmals. Beid' entsproßten
Dem Stamme der Tartuffes, Erzschelme ganz und gar,
Duckmäuser, die gemaust an Käse manchen Posten,
Manch Vögelchen gewürgt, und so die Reisekosten
Sich eingebracht, so gut es ging.
Des Weges Langeweil' möglichst zu kürzen, fing
Das Pilgerpärchen an zu streiten –
Ein Streit soll stets anregend sein,
Ohn' ihn schläft gar zu leicht man ein –
Und heiser schrien sich beide Seiten.
Als nun der Streit vorbei, sprach man vom Nächsten flugs;
Zur Katze äußerte der Fuchs:
»Du sagst, daß Schlauheit dir beschert sei.
Kannst du, was ich kann? Kniff hab' ich ein ganzes Pack.«
»»Nein«« sprach sie »einen nur hab' ich in meinem Sack;
Doch mein' ich, daß er tausend wert sei.««
Als nun von neuem jetzt ein heft'ger Streit entbrannt
Um ja und nein, da ward zum Frieden bald gewandt
Der Zank durch eine Koppel Hunde.
Die Katze spricht: »Nun, Freund, nimm deinen Sack zur Hand,
In deines pfiff'gen Hirnes Grunde
Such' eine sichre List! Ich hab' sie, schau mich an!«
Bei diesen Worten klimmt sie flugs 'nen Baum hinan.
Der andre machte hundert Sätze,
Späht hundert Löcher aus und bringt im Zickzacktrab
Die Hunde von der Fährte ab.
Auf sucht er alle sichern Plätze;
Umsonst: stets ward er aufgespürt,
Da auf die Spur sein Schweiß der Dachse Nasen führt.
Er kriecht aus einem Loch; da würgen ihn, der Hetze
Gewohnt, zwei Hunde ab mit Wut.
Der Mittel Übermaß bringt Sichre oft zum Fallen:
Beim Wählen flieht die Zeit, man prüft, man greift nach allen;
Man habe eins, doch das sei gut.


 << zurück weiter >>