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6. Der Fuchs, der Affe und die Tiere

Die Tiere fanden nach dem Tod des Leu'n,
Der bis dahin als Fürst im Lande regierte,
Vereint zu neuer Königswahl sich ein.
Man holt die Krone, die den Sel'gen zierte –
Sie wahrt' ein Drach' in sicherem Verlies –
Doch als man sie nun allen aufprobierte,
War keiner, dem sie passend sich erwies,
Da bald zu klein und bald zu groß die Köpfe,
Selbst Hörner trugen etliche Geschöpfe.
Auch an den Affen kommt's nun im Verlauf;
Er setzt sich lachend die Tiara auf
Und treibt dabei so fratzenhafte Dinge,
Kunststücke macht er, tausend Affensprünge,
Hüpft dann hinein, als ob ein Reif es wär',
Und das gefällt den Tieren gar so sehr,
Daß er gewählt wird und ihm alle huld'gen.
Der Fuchs nur fand die Wahl nicht zu entschuld'gen;
Doch schlau verbarg er, was er sich gedacht.
Als seine Huld'gung er ihm dargebracht,
Sagt er: »Ich weiß, o Herr, ein heimlich Örtchen,
Kein andrer weiß davon ein Sterbenswörtchen;
Und jeder Schatz, nach Recht der Krone steht
Er zur Verfügung Eurer Majestät.«
Der neue Fürst, den's nach dem Geld gelüstet,
Läuft eiligst hin, damit ers nicht verpaßt.
'ne Falle war's, und er ward abgefaßt,
Da sprach der Fuchs, den andern gleich entrüstet:
»Willst fürder du noch unser Herrscher sein,
Der selbst sich nicht zu führen weiß?« Vom Throne
Ward er gejagt, und alle stimmten ein:
Nur Wen'ge sind geschaffen für die Krone.


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