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3. Phöbus und Boreas

Boreas und Helios sahn einen Wandrer, der
Gegen des Wetters Launen sehr
Mit Kleidern sich verwahrt. Schon fühlte Herbsteswehen
Man, da der Wanderer wohltut sich vorzusehen:
Regen, dann Sonnenschein; der Iris Gürtel mahnt
Jeden, der weitre Wege plant,
In dieser Zeit tu's not, daß man den Mantel trage –
Der Römer nannt' sie drum die zweifelhaften Tage.
Der Mann hatt' also sich für Regen vorgesehn
Von gutem festem Stoff mit doppeltem Gewande.
»Der meint wohl« sprach der Wind »ganz sicher jetzt zu gehn
Für jeden Fall; allein er hat nur übersehn,
Daß so zu blasen ich imstande,
Daß nicht ein Knopf ihm hält! Wenn ich nur will muß hier
Der Mantel gleich zum Teufel fliegen.
Der Spaß macht uns vielleicht noch obenein Vergnügen!
Soll ich's 'mal tun?« »»Nun gut! Meintwegen, wetten wir««
Sagt Phöbus drauf »»wem von uns beiden
Am ersten es gelingt, die Schultern zu entkleiden
Des Reiters auf dem Felde dort.
Fang' an; mein strahlend Licht verdunkl' ich dir sofort.««
Mehr braucht' es nicht. Jetzt pumpt mit mächtigem Geschnaufe
Herr Blasius sich voll Dampf, bläht wie ein Luftball sich,
Macht einen Lärm gar fürchterlich,
Zischt, pfeift und stürmt einher, deckt ab in seinem Laufe
Manch haltlos Dach, schmettert manch Schifflein an den Strand –
Und alles das um ein Gewand!
Der Reiter war bedacht, daß in des Mantels Knaufe
Der Sturm sich nicht verfangen sollt'.
Das schützt' ihn; nicht erreicht der Wind, was er gewollt.
Je mehr er tobt, je mehr hält jener fest geschlossen
Den Mantel, ob ihm auch der Kragen wird zerfetzt.
Doch nun, sobald die Frist verflossen,
Die in der Wette festgesetzt,
Scheucht Phöbus plötzlich Wolk' und Regen,
Erwärmt den Reiter und macht endlich ihm so heiß,
Daß er den Mantel abzulegen
Gezwungen wird, durchnäßt von Schweiß;
's war nicht 'mal nötig, daß mit aller Macht er glühte.

Mehr als Gewalt wirkt Mild' und Güte.


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