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18. Der Fuchs und die Truthähne

Vom Fuchs gefährdet, hatten sich
Als Festung einen Baum erwählt der Puter Scharen.
Der Schelm umkreist den Wall und sah höchst ärgerlich
Daß alle auf dem Posten waren.
Da rief er aus: »Wie? Dies Gesindel spottet mein!
Und sollen dem Gesetz Trotz bieten sie allein?
Nein, bei den Göttern, nein!« Er tat, wie er beschlossen.
Hell schien der Mond, als wollt', Herrn Reineke zum Possen,
Dem Truthahnvolk er recht beweisen seine Gunst.
Der Fuchs, kein Neuling mehr in der Belag'rungskunst,
Hat seinen ganzen Schatz ruchloser List entboten:
Er setzt, als klettre er, sich auf die Hinterpfoten;
Bald stellt er tot sich, bald als ob erwacht er wär'
Hanswurst könnt' besser nicht als er
So viel verschiedne Rollen spielen:
Er wedelt mit dem Schwanz – kurz, er macht, wie gesagt,
Späße, wie sie ihm grad' einfielen,
Indes kein Puterhahn nur einzuschlummern wagt.
Der Feind ermüdet sie, da sie den unverwandten
Blick stets auf einen Punkt nur spannten.
Die Ärmsten fielen, ganz geblendet mit der Zeit,
Eins nach dem andern ab; gleich schafft' er sie beiseit',
Und schließlich unterlag die Hälfte fast von allen.
Er birgt im Vorratsschrank sie, bis er sie verspeist.
Zu ängstlich die Gefahr beachten ist zumeist
Der beste Weg – hineinzufallen.


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