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18. Der Kärrner, der sich festgefahren

Der Phaëton eines Heuwagens sah
Festsitzen sein Gefährt, und keine Hilfe nah;
Der Ärmste war allein auf ödem wüstem Lande,
Wie man es etwa trifft in Hinterpommerns Sande,
So zwischen Belgard-Schievelbein
Nur den führt dort das Schicksal ein,
Den's rasend machen will in ganz besondrer Weise;
Gott schütz' uns alle vor der Reise!
Der arme Kärrner sitzt hier fest; da wird er wild –
Hört nur, wie alles er verwünscht! Er tobt und schilt,
In Wut nach Zornesworten suchend,
Und bald den schlechten Weg, bald sein elend Gespann,
Den Wagen und sich selbst verfluchend.
Zuletzt ruft er den Gott, dessen Arbeiten man
Schon rühmen hört in allen Sagen:
» Herkules, steh' mir bei!« spricht er »dich fleh' ich an;
Du, der den Erdball einst getragen,
Hilf mir aus diesem Ungemach!«
Nach diesem Stoßgebet vernahm vom Himmel droben
'ne Stimme er, die also sprach:
»Herkules will, man soll erproben
Die eigne Kraft, dann hilft er gern. Sieh zu, woher
Das Hemmnis, das dir's macht so schwer!
Entfern' zuerst von jedem Rade
Den dicken Mörtelsand, den Schmutz und Schlamm, der grade
Bis an die Achse sie umschwemmt;
Die Hacke nimm, zerschlag' den Kiesel, der dich hemmt.
Mach' das Geleise frei! Hast du?« »»Ja!«« sagt der Kärrner.
Die Stimme drauf: »Jetzt helf ich dir. Die Peitsche, schnell!«
»»Hab' schon! Doch wie? Nun geht mein Wagen von der Stell'!
Gelobt sei Herkules!«« Die Stimme: »Sieh nun ferner,
Wie leicht's den Pferden wird, ihn fortzuziehn von hier!
Hilf dir, dann hilft der Himmel dir.«


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