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11. Nur nicht zu viel!

Zu finden wollt' mir nie gelingen
Ein Wesen, das sich mäßig hält.
Und dennoch will der Herr der Welt,
Daß man ein Maß in allen Dingen
Beachte. Tut man's? Nein; kaum einem einz'gen fällt
Es ein, im Guten sich, im Schlimmen dran zu kehren.
Das Korn, ein reich Geschenk von Ceres' güt'ger Hand,
Zu schnell oft wuchernd saugt es aus das brache Land;
Meistens ausbreitend sich im Überfluß der Ähren
Und treibend mit zu voller Wucht,
Beraubt's der Nahrung seine Frucht.
Der Baum desgleichen. So kommt Üppigkeit zu Ehren!
Das Korn zu bessern, wies der Ernte Übermaß
In seiner Weisheit Gott den Schafen an zum Fraß,
Die dann drauf los unmäßig rasten,
Alles verderbten und abgrasten,
Bis Gott den Wölfen bald darauf
Ein'ge zu fressen gab; sie fraßen alle auf,
Und taten sie es nicht, sie wollten's doch. Indessen
Erlaubt dem Menschen er zum Schutz,
Jene zu strafen; doch es bot der Mensch vermessen
Den göttlichen Geboten Trutz.

Vor allen Tieren neigt der Mensch zum Sündenfalle
Gegen des Maßes streng Gebot;
Und eine Strafe täte not
Für Klein' und Große, denn hiergegen sünd'gen alle.
» Nur nicht zu viel!« ist ein Gebot für alle Welt,
Von dem man immer spricht, und das man nimmer hält.


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