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3. Der kleine Fisch und der Fischer

Ein kleiner Fisch wird einst auch groß,
Bleibt er, so Gott will, nur am Leben;
Doch Torheit scheint's, wollt' deshalb bloß
Man ihm die Freiheit wiedergeben;
Ob man ihn wiederfängt, ist nie ganz sicher doch.

Ein Karpfen, jung und klein, kaum ausgebrütet noch,
Ward von dem Fischer einst an Baches Rand gefangen.
»Zählt alles mit!« sprach der, als er den Fang besah
»Zum leckern Mahl ist doch der Anfang mind'stens da.
Komm, sollst in meinem Netze prangen!«
Das arme Fischlein spricht: »Kann dich nach mir verlangen?
Was willst du denn mit mir? Wird mir doch immerhin
Zum halben Bissen selbst was mangeln!
Wart', bis ich erst ein Karpfen bin,
Dann kannst du mich ja wieder angeln;
Ein reicher Pächter zahlt für mich dann guten Preis,
Indes du heut mit Müh und Fleiß
Noch hundert meiner Art mußt fangen
Zum Mahl – zu einem Mahl, das niemand wird verlangen.«
»»Niemand verlangen?«« höhnt der Fischer barsch und straff
»»Nein, Fischlein, guter Freund, du predigst zwar wie'n Pfaff';
Kommst in die Pfanne doch! Wie klug du auch magst raten,
Heut abend noch wirst du gebraten!««

Ein » Hab' ich« gilt mehr als zwei » Hätt' ich«, wie man spricht;
Jenes ist sicher, dieses nicht.


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