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10. Der Krebs und sein Junges

Die Weisen sieht manchmal im Krebsgang man begriffen,
Rückwärts, das Hinterteil dem Hafen zugekehrt.
Die Schiffer tun's; auch ist es einer von den Kniffen
Derer, die, einen Streich verdeckend, listbewehrt
Grade den Gegenpunkt scheinbar ins Auge fassen
Und gegen diesen dann den Feind anlaufen lassen.
Mein Gegenstand ist klein, dies Vorspiel etwas lang;
Auf einen Helden paßt's, der in siegreichem Gang
'nen hundertköpf'gen Bund allein gesprengt, bezwungen.
Was er tut und nicht tut, bleibt ein Geheimnis lang';
Doch wird es offenbar, dann sind's Eroberungen.
Umsonst forscht man nach dem, was er verborgen hält;
Schicksalsbeschlüsse sind's: sie hemmt nicht eine Welt,
Gegen des Stroms Gewalt ist niemand noch geschwommen.
Machtlos ist gegen Zeus der Götter ganzer Schwarm.
Ludwig und das Geschick, sie lenken, Arm in Arm,
Die Welt. Doch laßt uns jetzt auf unsre Fabel kommen!

Zu seinem Jungen sprach ein alter Krebs: »Mein Gott!
Wie gehst du denn? Kannst nicht gradaus du gehn?« Mit Spott
Fragt der: »Wie gehst denn du? Kann ich wohl anders gehen,
Als ich's in unsrem Haus von Kindheit an gesehen?
Soll grad' ich gehn, wenn ihr den Weg stets rückwärts macht?«

Er hatte Recht: die große Macht
Des Beispiels, das daheim gegeben,
Sie zeigt sich überall im Leben,
Bald gut, bald schlimm; sie läßt Weise und Narr'n erstehn –
Der letztern mehr. Die List, zum Scheine abzusehn
Von seinem Ziele, wird oft gute Dienste leisten,
Und auf Bellonas Feld am meisten;
Nur muß man es auch recht verstehn.


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