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14. Der altgewordene Löwe

Der Löwe, sonst der Wälder Schreck,
Seufzend ob einst'ger Kraft und ob der Last von Jahren,
Ward jetzt vom eignen Volk mißhandelt schnöd' und keck,
Die stark durch seine Schwäche waren.
Das Pferd kommt und versetzt ihm eins mit seinem Huf,
Der Wolf 'nen Biß, das Rind 'nen Stoß mit seinem Horne;
Der arme Leu, betrübt und in ohnmächt'gem Zorne,
Kann brüllen kaum – zu schwach ist seiner Stimme Ruf.
Mit Würde trägt sein Loos er ohne alle Klagen;
Da sieht den Esel er der Höhle nahn von fern:
»Das ist zu viel!« ruft er »Den Tod erleid' ich gern,
Doch zwiefach Sterben heißt von dir 'nen Schlag ertragen!«


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