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16. Die Schlange und die Feile

Bei 'nem Uhrmacher wohnt 'ne Schlange nebenan –
Der Uhrmacher war drob nicht glücklich just zu preisen –
Die kam in sein Geschäft nach Nahrung dann und wann,
Fand aber dort statt aller Speisen
'ne Feile nur von Stahl, und nagt die wirklich an.
Die Feile sagt zu ihr nach ruhigem Besinnen:
»Du dummes Tier, was denkst du zu beginnen,
Daß keck du dich an Härt'res wagst,
Als du bist, Narr, der arg betört ist?
Dir bleibt, eh' du so viel abnagst
Von mir, als nur ein Heller wert ist,
Kein Zahn mehr ganz. Du tust mir leid!
Ich fürchte nur den Zahn der Zeit.«

Dies, kleine Geister ihr, laßt euch als Warnung sagen,
Die, selber zu nichts gut und nütz', an allem nagen!
Glaubt, euer Tun ist eitel Tand.
Meint ihr, ihr schädiget durch eurer Zähne Stärke
So manche schöne Werke?
Für euch sind sie von Erz, von Stahl und Diamant.


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