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4. Die Frösche, die einen König haben wollen

Müde der Demokratie,
Schrien die Frösche tausendtönig,
Und nicht eher ruhten die
Schreier, bis einem Herrn sie Zeus macht' untertänig.
Vom Himmel fiel herab ein höchst friedfert'ger König;
Doch macht sein heft'ger Fall solch einen Lärm, daß sie,
Dieses Volk der sumpf'gen Strecken,
Dumm wie's ist, und leicht zu schrecken,
Schnell im Wasser sich verlor,
Unterm Schilf, im Binsenrohr,
In den Löchern des Morastes,
Und lang' sich nicht getraut ins Angesicht des Gastes
Zu schaun; denn ihnen kam er wie ein Riese vor.
Nur ein Klotz lag da im Moor;
Doch seine stumme Würd' erregte Furcht und Grauen
Dem ersten, der sich vorgewagt
Aus seiner Höhl', ihn anzuschauen.
Er naht sich ihm, doch sehr verzagt;
Ein zweiter, dritter folgt, bald kommt herbeigejagt
Ein heller Hauf', und diese Schlauen
Sind endlich ganz voll Mut und springen voll Vertrauen
Auf ihres Königs Schulter dreist herum.
Der gute Herr läßt sich's gefallen und bleibt stumm.
Bald macht das dumme Volk dem Zeus viel Kopfzerbrechen:
»Gib uns 'nen König, der sich regen kann und sprechen!«
'nen Kranich sendet nun der Götterfürst den Frechen;
Der beginnt sie abzustechen
Und zu speisen nach Begier.
Wie die Frösche Klag' erheben,
Spricht Zeus: »Potz Blitz! Was wollt ihr? Sollen etwa wir
Nur euren Launen stets nachgeben?
Zunächst war's wohl der klügste Rat,
Zu wahren euren alten Staat.
Da dies nun nicht geschehn, so mußt' es euch genügen,
Daß euer erster Fürst voll Mild und Sanftmut war.
Den hier behaltet, um nicht gar
Vielleicht 'nen Schlimmern noch zu kriegen!«


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