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20. Die Zwietracht

Die Göttin Zwietracht hat entzweit die Götter, nur
Um einen Apfel. Aus dem Himmel ohn' Erbarmen
Verbannt, ward von der Kreatur,
Die Mensch genannt, mit offnen Armen
Sie aufgenommen nebst » Ja-Nein«,
Ihrem Herrn Bruder und Berater,
Und » Mein-und-Dein«, ihrem Herrn Vater.
Sie tat die Ehr' uns an, lieber bei uns zu sein
Als drüben, wo anders beschaffen
Die Sterblichen, die dort uns Antipoden sind,
Höchst ungebildet, geistig blind;
Sie haben, heiratend ohn' Standesamt und Pfaffen,
Auch mit der Zwietracht nichts zu schaffen.
Damit sie da stets sei, wo der Umstände Macht
Erheischte, daß sie gegenwärtig,
War Göttin Fama drauf bedacht,
Ihr's zu verkünden; sie, eilfertig,
Läuft schnell zum Streit, da kam's zum Frieden nimmermehr,
Den kleinsten Funken facht sie an zu hellem Brande.
Zuletzt klagt Fama doch, daß rings im ganzen Lande
Nicht eine sichre Wohnung wär',
Wo man sie stets zu treffen wüßte,
Und daß man sie so oft vergeblich suchen müßte.
Ein fester Aufenthalt sei doch Notwendigkeit,
Von wo man unter Freund' und zärtliche Verwandte
Sie schicken könnt' zu jeder Zeit.
Indes weil damals man kein Nonnenkloster kannte,
So hatt' es seine Schwierigkeit;
Doch endlich ward ihr angewiesen
Ihr Haus in Hymens Paradiesen.


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