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2. Der unglücklich Vermählte

Wenn Gutes immer nur gesellt dem Schönen wär',
Wollt' morgen gleich ein Weib ich wählen.
Doch daß sie meist getrennt, ist uns nichts Neues mehr,
Und schöne Körper sind, bewohnt von schönen Seelen,
Der allerseltenste Verein;
Darum – scheltet mich nicht – laß' ich daß Wählen sein.
Viel Ehen sah ich, doch konnt' keine mich verführen.
Indes vier Fünftel sind der Menschen kühn genug,
Im größten Zufallsspiel zu wagen diesen Zug;
Auch sollen Reue die vier Fünftel alle spüren.
Ich zeig' euch einen, der's bereut', und dem sogar
Kein ander Mittel übrig war
Als, seine Frau, die voll von Tücken,
Geiz, Eifersucht – zurückzuschicken.
Nie war zufrieden sie, nichts schien ihr fein und nett:
Man stand zu spät ihr auf, zu früh ging man zu Bett;
Bald will sie weiß, bald schwarz, bald anders. Das Gezeter
Macht wild die Dienerschaft, dem Mann verhaßt das Haus:
»Der Herr sorgt auch für nichts! Der Herr gibt zu viel aus!
Er läuft zu schnell! Zu langsam geht er!«
Und also treibt sie's, bis der Herr zuletzt,
Von solchem Satan matt gehetzt,
Zu ihren Eltern auf dem Lande
Zurück sie schickt. Dort lebt als Frau von Stande
Mit mancher Phyllis, die die Gäns' und andres Vieh
Hütet, und mit Sauhirten sie.
Nachdem zur Besserung ihr ein'ge Frist geblieben,
Holt sie der Mann zurück: »Nun, Kind, wie geht es dir?
Wie hast du dir die Zeit vertrieben?
Und wie schien das Idyll ländlicher Unschuld dir?«
»»Ganz gut«« sagt sie »»allein verdrossen
Hat's mich, daß dort das Volk noch fauler ist als hier,
Und sich ums Vieh nicht kümmert. Wir
Standen nicht gut: auf mich hat sich ihr Haß ergossen;
Ich schalt das Volk, weil's sorglos ist.««
»Nun wohl!« erwidert drauf der Mann mit höhn'schem Munde
»Da siehst du, wie du zänkisch bist!
Wenn Leute, die kaum eine Stunde
Des Tages um dich sind und dich nur Abends sehn,
Nicht fähig sind dich auszustehn:
Wie soll die Dienerschaft in all' den langen Tagen
Dein wütend Toben wohl ertragen?
Und machst du einen Mann nicht toll,
Der Tag und Nacht – du willst's – bei dir aushalten soll?
Geh' wieder neu auf's Land! Leb' wohl! Sollt' mir im Leben
Nach deiner Rückkehr sich ein Wunsch erheben,
Im Jenseits sollen dann, zu strafen mein Vergehn,
Zwei Weiber so wie du mir stets zur Seite stehn!«


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