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4. Die beiden Esel

Zwei Esel gehn des Wegs; nur Hafer schleppte der,
Doch jener trug viel Geld zum Amt der Steuern,
Und stolz sich brüstend ob der goldnen Last, der teuern,
Gäb' er um keinen Preis die blanke Bürde her.
Er trabt gewicht'gen Schritts einher,
Hell läßt er tönen sein Geläute.
Da plötzlich naht des Feindes Heer
Und da nach Gold nur ihr Begehr,
Wirft auf das Steuer-Lasttier sich die ganze Meute
Und nimmt es mit als gute Beute.
Freund Langohr leistet Gegenwehr;
Doch schwer verwundet sinkt er hin und seufzt im Sterben:
»Das also ist mein Lohn? O gleißnerische Pracht!
Der schlechten Hafer trug entrinnt jetzt dem Verderben
Und ich, ich sink' in Todes Nacht!«
Da spricht zu ihm sein Freund, der gute:
»Nicht stets sind Würd' und Amt ein Glück, das glaube mir!
Freund, wärest du, wie ich, ein armes Müllertier,
Lägst du nicht hier in deinem Blute.«


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