Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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180. Der belehrte Götzendiener

Ein frommer Knabe lebte in dem Hause eines Götzendieners und sagte öfter zu ihm: Es ist nur ein Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat. Er läßt die Sonne scheinen und läßt regnen. Er sieht unser Tun und Lassen und hört unsere Gebete. Er, der lebendige Gott, kann uns strafen und belohnen, erretten oder verderben. Diese Götzenbilder da sind nur aus Erde gemacht; sie sehen und hören nicht und können uns weder Gutes noch Böses tun. – Allein der Heide gab der Wahrheit kein Gehör.

Einmal ging der Mann über Feld. Da nahm der Knabe einen Stecken und zerschlug die Götzenbilder; nur den größten Götzen ließ er ganz und gab ihm den Stecken in die Hand. Als der Mann wieder heimkam, rief er zornig: Wer hat das getan? Der Knabe sagte: Glaubst du denn nicht, dein großer Götze habe seine kleineren Brüder zerschlagen? Nein, schrie der Mann, das glaube ich nicht, denn noch nie hat er eine Hand bewegt. Du hast es getan, du böser Bube, und für diese deine Bosheit will ich dich jetzt mit dem Stecken totschlagen. Allein der Knabe sagte freundlich: O zürne nicht! Trauest du deinem Götzen nicht einmal das zu, was ich mit meiner schwachen Kinderhand vollbringen konnte; wie sollte er der Gott sein, der Himmel und Erde erschaffen hat! Ach, glaube doch einmal an den einzig wahren Gott, unsern lieben Vater im Himmel! Der Heide dachte nach, zerschlug den noch übrigen Götzen, fiel auf die Knie nieder und betete das erste Mal den wahren Gott an.

Wie selig ist, wer Gott erkennt,
Und ihn mit Wahrheit Vater nennt!


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