Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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173. Der Gärtner und sein Esel

Ein Gärtner wollte in die Stadt auf den Wochenmarkt gehen und lud seinem Esel so viele und mancherlei Gemüse auf, daß man von dem armen Tiere beinahe nichts mehr sah, als den Kopf.

Der Weg führte durch ein Weidengebüsch. Der Gärtner schnitt von den Weiden einige Büschel zu Bindruten ab. Eine so kleine Bürde kann der Esel schon noch tragen, sagte der Gärtner und lud sie ihm auf. Weiterhin kam ein Haselgesträuch. Der Gärtner suchte sich ein paar schlanke Stecken zu Blumenstäben aus. Sie sind so leicht, daß sie der Esel kaum spürt, sagte er, und lud auch sie ihm auf. Unterdessen war die Sonne höher gestiegen, und schien bereits sehr heiß. Der Gärtner zog daher seinen grünen Rock aus, und warf ihn auf die übrige Last. Es ist nicht mehr weit zur Stadt, sagte er; an dem Kittel, den ich mit dem kleinen Finger heben kann, wird das Tier nicht erliegen.

Allein kaum hatte er dieses gesagt, so stolperte der Esel über einen Stein, fiel zu Boden und stand, von der zu schweren Last erdrückt, nicht mehr auf. Da klagte der erschrockene Gärtner laut jammernd: Jetzt sehe ich zu meinem großen Schaden ein, daß man Menschen und Tieren nicht zu viel aufbürden soll.

Wer schon mit großer Last beladen,
Dem bringt auch kleine Bürde Schaden.


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