Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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113. Der übel angewandte Reichtum

Joachim hatte nur ein geringes Bauerngut; er lebte aber bei Arbeit, Gebet und Sparsamkeit mit den Seinigen zufrieden, litt an nichts Mangel und konnte noch jährlich eine kleine Summe Geldes für seine Kinder zurücklegen. Eines Tages reinigte er den Schöpfbrunnen in seinem Hofe; da fand er tief unter Schlamm und Sand einen großen Kupferhafen voll Gold und Silber und glaubte, jetzt erst mit dem vielen Gelde ziehe er die wahre Glückseligkeit aus dem Brunnen herauf. Er überließ nun den Feldbau seinen Knechten, kleidete sich weit über seinen Stand, aß, was gut und teuer war, fing das Trinken und spielen an, dachte nicht mehr an Gott und Ewigkeit und hatte in kurzer Zeit anstatt der gefundenen Schätze eine große Schuldenlast aufgehäuft. Der übel angewandte Reichtum hatte ihn zum Bettler gemacht, sein Bauerngütchen wurde zum Verkauf ausgeboten, seine Gesundheit war durch die verschwenderische Lebensart zerstört, jeder Funken von Gottesfurcht in seinem Herzen erloschen. Da ging er hin an eben den Brunnen, aus dem er den reichen Schatz heraufgezogen hatte, und stürzte sich verzweifelnd hinunter.

Viel Geld scheint dir das größte Glück auf Erden;
Und doch kann's leicht dir zum Verderben werden.


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