Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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30. Die schöne Purpurfrucht

Der kleine Ludwig besah in dem Garten die fremden Gewächse, die in zierlichen Töpfen auf dem Blumengestelle prangten. Da erblickte er an einer niedrigen Staude mit schönen, dunkelgrünen Blättern eine längliche Frucht, deren prächtiges Rot wohl Purpur und Scharlach übertraf. Welch eine wunderschöne Frucht! sprach er. In dem ganzen Garten gibt es keine schönere. O, die muß wohl auch recht gut schmecken! Er schaute sorgfältig umher, ob ihn niemand sehe, riß die Frucht ab und fing an, sie zu essen. Allein plötzlich war es ihm nicht anders, als hätte er brennendes Feuer im Munde. Er spuckte die Frucht heulend und schreiend wieder aus; allein das heftige Brennen und Beißen wollte gar nicht nachlassen. Da kam die Mutter herbei und sagte: O du ungehorsames Kind! Wie oft habe ich dir befohlen: von Beeren und Früchten, die du nicht kennst, sollst du auch nicht essen. Nun bist du für deinen Ungehorsam gestraft. Diese Frucht, wie so manche schöne, aber giftige Frucht, die man spanischen Pfeffer nennt, ist übrigens hier ein rechtes Bild der Sünde, die uns mit betrüglichem Scheine lockt, deren Genuß aber nur Schmerz und Tod bringt.

Willst du der Sünde Lust genießen,
so wirst du stets es schrecklich büßen.


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