Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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133. Die Kette

Simon war ein unredlicher Bursche und um nichts besser als ein Dieb. Er stahl zwar nicht geradezu; allein wo er etwas fand, behielt er es für sich, wenn er gleich vermuten konnte, wem es gehöre.

Eines Morgens ging er an der Schmiede vorbei. Nicht weit von der Tür lag eine schöne eiserne Kette auf dem gepflasterten Boden. Simon schaute erst sorgfältig umher, ob ihn niemand sehe – und griff dann geschwind nach der Kette. Aber plötzlich tat er einen entsetzlichen Schrei und ließ die Kette wieder fallen. Die Kette war beinahe glühend heiß, und er hatte sich alle fünf Finger jämmerlich verbrannt. Der Schmied, der die heiße Kette dahin gelegt hatte, damit sie sich abkühle, kam auf den Schrei zur Tür heraus und sagte: Es ist dir recht geschehen, daß du dir deine Diebsfinger verbrannt hast. Damit dir nicht noch ein größeres Uebel widerfahre, so laß dir's gesagt sein:

Die fremden Sachen rührt ein braver Mann
so wenig als ein glühend Eisen an.


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