Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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48. Die Schwalben

Als im Frühlinge die Schwalben zurückkehrten und in dem Hausgange eines Landmannes mit frohem Gezwitscher ihr altes Nest wieder in Besitz nahmen, sagte die Mutter: Kinder, verjagt diese guten Vögel nicht, sondern laßt sie ruhig ein und aus fliegen, wer die Schwalben aus seinem Hause vertreibt, der verscheucht das Glück von seinem Hause. Der Nachbar hat das Schwalbennest in seiner Kammer zerstört, und die Eilein zertreten – und von der Zeit an ging es mit seinem Hauswesen zurück, und er geriet in das Verderben. – Der kleine Christian fragte den Vater, ob das so sei. Der Vater antwortete: In einem gewissen Sinne ist es wirklich so. Der Nachbar hat die frommen, einfachen Sitten seiner Voreltern verlassen. Seine Voreltern und Eltern duldeten die Schwalben mit milder Schonung, und ließen sich von den muntern, geschwätzigen Vögeln am frühen Morgen gern zur Arbeit wecken. Allein der Nachbar, der gegen Menschen und Tiere hartherzig war und halbe Nächte im Wirtshause saß, wurde unwillig, daß die Schwalben ihn in seinem Morgenschlafe störten, und vertilgte deshalb ihr Nest. Der rohe unfreundliche Sinn des Mannes, mit dem er sich der Faulheit und Verschwendung ergab und auch die Schwalben vertrieb, war eigentlich die Schuld, daß Glück und Segen von seinem Hause wichen. Und da traf es denn zu:

Wo Sünd und Laster sich einfinden,
Da müssen Glück und Segen schwinden.


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