Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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151. Der königliche Schatzmeister

Ein königlicher Schatzmeister wurde bei seinem Könige angeklagt, daß er die Schätze des Reiches veruntreue und die geraubten Gelder und Kostbarkeiten in einem verborgenen Gewölbe mit einer eisernen Tür aufbewahre. Der König begab sich in den Palast des Schatzmeisters, ließ sich die eiserne Tür zeigen und befahl, sie zu öffnen. Aber wie erstaunte er, als er hinein trat! Er sah nichts als vier leere Wände, einen ländlichen Tisch und einen Strohsessel. Auf dem Tische lag eine Hirtenflöte, nebst einem Hirtenstabe und eine Hirtentasche. Durch das Fenster sah man auf grüne Wiesen und waldige Berge. Der Schatzmeister aber sprach: In meiner Jugend hütete ich die Schafe. Du, o König, zogst mich an deinen Hof. Hier in diesem Gewölbe bringe ich nun täglich eine Stunde zu, erinnere mich mit Freuden meines vorigen Standes, und wiederhole die Lieder, die ich ehemals bei meinen Schafen zum Lobe des Schöpfers gesungen habe. Ach, damals war ich auf meinen väterlichen Fluren bei all meiner Armut glücklicher, als in diesem Palaste bei allem Reichtume, womit die Gnade meines Königs mich überhäuft hat!

Ein frommes Herz, ein froher Mut,
Macht glücklicher als Geld und Gut.


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