Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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132. Die sieben Stäbe

Ein Vater hatte sieben Söhne, die öfters miteinander uneins wurden. Ueber dem Zanken und Streiten versäumten sie die Arbeit. Ja, einige böse Menschen hatten im Sinne, sich diese Uneinigkeit zunutzen zu machen und die Söhne nach dem Tode des Vaters um ihr Erbteil zu bringen. Da ließ der ehrwürdige Greis eines Tages alle sieben Söhne zusammenkommen, legte ihnen sieben Stäbe vor, die fest zusammengebunden waren und sagte: Demjenigen von euch, welcher dieses Bündel Stäbe entzwei bricht, zahle ich hundert große Taler bar. – Einer nach dem andern strengte alle seine Kräfte an, und jeder sagte nach langem vergeblichem Bemühen: Es ist gar nicht möglich! – Und doch, sagte der Vater, ist nichts leichter. Er löste das Bündel auf und zerbrach einen Stab nach dem andern mit geringer Mühe. Ei, riefen die Söhne, so ist es freilich leicht; so könnte es ein kleiner Knabe!

Der Vater aber sprach: Wie es mit diesen Stäben ist, so ist es auch mit euch, meine Söhne. Solange ihr fest zusammenhaltet, werdet ihr bestehen, und niemand wird euch überwältigen können. Wird aber das Band der Eintracht, das euch verbinden soll, aufgelöst, so geht es euch, wie den Stäben, die hier zerbrochen auf dem Boden umher liegen.

Das Haus, die Stadt, das ganze Land,
Besteht nur durch der Eintracht Band.


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