Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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109. Ein Hausmittel

Heinrichs Eltern waren sehr reich: sie gaben ihm daher alles, was er nur wünschte, und verzärtelten ihn auf mancherlei Weise. Sie starben aber sehr frühe, und Heinrich kam auf das Land zu dem Bruder seiner Mutter. Hier wollte es ihm nun anfangs gar nicht gefallen. In dem Hause seiner Eltern ging er meistens müßig; hier mußte er fleißig arbeiten. – Vorher genoß er allerlei köstliche Speisen: jetzt mußte er mit einer sehr einfachen Kost vorlieb nehmen. In der Stadt währten die lustigen Gesellschaften oft bis spät in die Nacht; hier auf dem Lande ging man nach vollendetem Tagewerke zu rechter Zeit schlafen. Obwohl Heinrich sich etwas schwer an diese neue Lebensart gewöhnte, so sah er die guten Folgen davon doch bald ein. Er war vorher fast beständig krank, hatte ein blasses Aussehen, und mußte öfter Arznei nehmen. Nun wurde er aber gesund und kräftig, wie ein Baum, bekam ein blühendes Aussehen und bedurfte nie mehr einer Arznei. Da sagte er denn sehr oft: Der Vetter hat doch recht:

Arbeit, Mäßigkeit und Ruh,
Schließt die Tür dem Arzte zu.


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