Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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93. Der schönste Stern

1.

Sieh doch, Schwester, wie hell und schön der Abendstern glänzt! sagte Karl. Er ist doch der schönste Stern am ganzen Himmel; er leuchtet ja so stark, daß die Bäume hier im Garten einen Schatten werfen. – Er ist sehr schön, sagte Friederike; aber der freundliche Morgenstern ist doch noch viel schöner und glänzender. Sie fingen an zu streiten und brachten ihren Streit vor den Vater. – Was redet ihr da von zweierlei Sternen? Ihr unwissenden Kinder! sprach der Vater. Eben dieser nämliche Stern da heißt Morgenstern, wenn er morgens, hingegen Abendstern, wenn er abends am Himmel steht.

Oft hört man um zwei Namen streiten,
Die eine Sache nur bedeuten.

2.

Als der freundliche Stern wieder Morgenstern war, weckte der Vater die Kinder einmal sehr frühe. Beide Kinder riefen: Der Morgenstern glänzt heller, als der Abendstern! – Der Vater aber sprach: Dieser schöne Stern leuchtet am Abende, weil er uns dann viele Millionen Meilen näher steht, zwar heller als am Morgen. Allein am frühen Morgen kommt er uns dennoch schöner und heller vor, weil wir da heiterer und fröhlicher, und zu allem besser aufgelegt sind, als am späten Abend. Wir wollen für den gesunden Schlaf, der uns so wunderbar stärkt und ermuntert, dem lieben Gott recht von Herzen danken und die goldenen Morgenstunden immer wohl benützen. Der freundliche Morgenstern ladet uns gleichsam dazu ein und sagt uns:

Viel besser ist es früh aufstehn,
Als abends spät zu Bette gehn.


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