Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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86. Das Gold

Zwei Brüder, Gustav und Ludwig, reisten über das Meer und wollten in einem fernen Weltteile ihr Glück versuchen. Gustav erhielt für wenige Taler ein Stück unbebautes Land, richtete es mit großem Fleiße zu und hatte bald Brot im Ueberflusse. Ludwig begab sich in das Gebirge, um Goldkörner zu sammeln, mußte sich dort kümmerlich mit Wurzeln und Baumrinden ernähren und kam endlich mit einem Sack voll Gold zu seinem Bruder zurück. – Sieh, Bruder, rief er, wie glücklich ich war. All dieses Gold ist mein. Gib mir aber jetzt nur gleich zu essen. Denn ich bin ganz matt und kraftlos vor Hunger. – Gut, sagte Gustav, ich will dir zu essen geben; allein du mußt mir alles Brot mit Gold aufwägen. – Das verdroß Ludwig sehr; er mußte es sich aber gefallen lassen, weil er zu schwach und abgezehrt war, weiter zu reisen. – Als Gustav nach wenigen Tagen alles Gold seines Bruders hatte, sprach er: Da hast du dein Gold wieder, liebster Bruder! Ich bin nicht so grausam, dir das Deinige zu nehmen; ich wollte dir nur zeigen, daß Reichtum doch nicht glücklich mache, und daß Fleiß besser sei, als Gold.

Genügsam sich mit Arbeit nähren,
Läßt Gold und Reichtum leicht entbehren.


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