Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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15. Die Birne

Eine Edelfrau brachte ihren Sohn Adolf als Edelknaben an den fürstlichen Hof. Sie gab ihm beim Abschiede mit weinenden Augen noch die schönsten mütterlichen Lehren. Lieber Sohn, sagte sie unter anderem, trage Gott stets im Herzen und tu alles wie vor seinen Augen. Habe eine kindliche Ehrfurcht gegen den Fürsten, deinen Herrn, und eine brüderliche Liebe gegen deine Mitedelknaben. Besonders aber hüte dich vor deinem Hauptfehler – der Naschhaftigkeit. Adolf mußte den Fürsten bei der Tafel bedienen. Eines Tages trug er in einer silbernen Schüssel Birnen auf, die in Zucker gekocht waren. Es kam ihn eine große Lust an, eine zu nehmen. Die Ermahnungen seiner Mutter fielen ihm wohl ein; allein er folgte nur seiner Begier. Noch vor der Tür des Speisesaales nahm er geschwind eine Birne und schluckte sie begierig hinunter. Kaum hatte er aber die Schüssel auf die Tafel gestellt, so fiel der unglückliche Knabe tot zu Boden. Die Birne, die noch heiß war, hatte ihm Hals und Magen verbrannt.

Die böse Lust mußt du bezwingen,
Sonst wird sie dir Verderben bringen.


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