Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

112. Das wohlangelegte Geld

Ein fleißiger Tischler, der sehr viel Geld verdiente, begnügte sich mit sehr einfacher Kost, kleidete sich und die Seinigen nur schlecht und recht, und vermied sorgfältig alle überflüssigen Ausgaben. – Aber wo tut Ihr doch Euer übriges Geld hin, Meister Schreiner? sagte einmal sein Nachbar, ein Dreher. – Der Schreiner sprach: Ich zahle mit dem Gelde teils Schulden ab, teils leihe ich es auf Zinsen aus. – Ei, rief der Dreher, Ihr scherzt! Ihr habt weder Schulden zu bezahlen, noch irgendwo ein Kapital auf Zinsen ausliegen. – Es ist doch so, sprach der Schreiner; laßt Euch die Sache nur erklären. Seht, all das Geld, das meine guten Eltern seit der Stunde, in der ich das Tageslicht erblickte, auf mich verwendet haben, sehe ich als eine Schuld an, die ich zurückzahlen muß: das Geld aber, das ich auf meine Kinder verwende, um sie etwas Rechtes lernen zu lassen, sehe ich als ein Kapital an, das sie mir dereinst, wenn ich alt bin, samt den Zinsen zurückbezahlen werden. – Wie meine Eltern nichts sparten, mich gut zu erziehen, so mache ich es auch mit meinen Kindern; und wie ich es für meine kindliche Schuldigkeit ansehe, die Wohltaten meiner Eltern zu vergelten, so hoffe ich, werden auch meine Kinder diese ihre nämliche Schuld an mich so sicher abtragen, als hätten sie mir Brief und Siegel darauf ausgestellt.

Wie viel tun gute Eltern für der Kinder Glück!
Ihr Kinder, zahlt es ihnen treulich einst zurück!


 << zurück weiter >>