Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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63. Das schöne Reitpferd

In einem Marktflecken lag während des Krieges ein Regiment Husaren im Quartier. Kurt, der Roßhändler, der zugleich ein Roßdieb war, stahl in der Nacht den Husaren eines der schönsten Pferde und versteckte es im Walde. Als die Husaren fort waren, ritt er mit dem gestohlenen Pferde einer weit entfernten Gegend zu, um es dort zu verkaufen. Er kam zu einer Stadt, wagte sich jedoch nicht hinein, sondern wollte außen daran vorbeireiten. Als er aber um eine Ecke der Stadtmauer herumkam, erblickte er auf einer Wiese eine Schar Dragoner, die eben anfingen, zu exerzieren. Sobald nun die Trompete erklang, setzte das Pferd samt dem erschrockenen Kurt über den Straßengraben, schloß sich an Reih und Glieder der Kriegspferde an, und machte nach dem Kommandowort und dem Trompetenschall alle Bewegungen und Schwenkungen, bald im Trab und bald im Galopp, auf das genaueste mit. Kurt war vor Angst fast außer sich, hielt sich am Sattelknopfe fest, verlor bei dem schnellen Ritte den Hut und schwitzte große Tropfen. Die Soldaten aber lachten den armen, zitternden Kurt beständig aus. Als das Exerzieren endlich vorbei war, umringten ihn Soldaten und Offiziere und der Oberst sprach zu ihm sehr bedenklich: Das ist ein junges, schönes, wohl abgerichtetes Soldatenpferd. wie seid Ihr zu dem Pferde gekommen? – Kurt sagte, er habe es gekauft; allein von wem er es gekauft habe, konnte er nicht bestimmt angeben; er kam in weitere Untersuchung, wurde des Diebstahls überwiesen und als ein Roßdieb bestraft.

Wer lügt und stiehlt, dem geht's mit Recht,
So klug er sei, doch endlich schlecht.


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